Problem mit Eucerin cum aqua

[Kristina]

Hallo zusammen   

Folgende Rezeptur wurde hergestellt:
Prednisolonacetat 0,5
Propylenglycol 11,06
Eucerin cum aqua ad 100,0

Wir haben diese Rezeptur schön in der Fantaschale hergestellt, sie sah auch wunderbar aus, homogen etc. und wurde der Kundin dann mitgegeben.
Einen Tag später ist die Salbe wie gebrochen, Wasser hat sich an der Oberfläche abgesetzt.
Die Dame hat sie im Kühlschrank gelagert ...

Wodurch kann das passiert sein?  Können uns dies nicht erklären 

Sonnigen Gruß, Kristina

[Wolf]

Hallo Frau Weyers,

da hat die Kundin einen Fehler gemacht. Wollwachsalkohol-Salben vertragen keine Temperaturen unterhalb von 15°C und sollten bei Raumtemperatur aufbewahrt werden.

MfG
Gerd Wolf

[Kristina]

Oh vielen Dank, das war mir gar nicht bekannt. 

[Kristina]

... die Kundin kam leider schon wieder zurück, weil das selbe Phänomen wieder aufgetreten ist. Wir finden hier iwie keine Erklärung ...
Die Salbe wurde  nun nicht im Kühlschrank gelagert.

[Heidrun Reinert]

Hallo Frau Weyers,

ich vermute, dass der hydrophile Anteil in ihrer Rezeptur zu hoch ist. Eucerin cum Aqua kann wahrscheinlich die Menge an Propylenglycol nicht mehr aufnehmen und es kommt zum Brechen der Creme. Meine Empfehlung wäre die Eucerin cum Aqua selber herzustellen und Propylenglycol von der Wassermenge abzuziehen (Eucerin anh. 50%, ger. Wasser 40% und Propylenglycol 10%). So haben sie eine konservierte Grundlage, in der sie dann nur noch den Wirkstoff einarbeiten müssen.

Beste Grüße,

Heidrun Reinert 

[Kristina]

Hallo Frau Reinert,

in dem Buch "Rezeptur für die Kitteltasche" habe ich nun nachgelesen, dass wasserhaltige Wollwachsalkoholsalbe bis zu 200% bezogen auf ihren Eigenanteil aufnehmen kann...
Das würde ja doch dann dagegen sprechen?! 

[Kristina]

Haben heute morgen propeweise nocheinmal diese Rezeptur hergestellt, mit und ohne Propylenglycol - es scheint tatsächlich daranzuliegen... die Salbe ohne Propylenglycol bleibt super!

[Wolf]

Hallo Frau Weyers,

da kommt noch ein weiteres Problem hinzu. Als vor vielen Jahren von der Zeitschrift "Stern" aufgedeckt wurde, dass Wollwachs und Wollwachsalkohole in Baby-Cremes mit Pestiziden verunreinigt waren, begannen die Hersteller bzw. Lieferanten diese aufzureinigen. Da Pestizide und Wollwachs ähnlich lipophil sind, gelingt es nur schwer, pestizidfreie oder pestizidarme Qualitäten zu produzieren. Alle Chargen müssen seitdem nach einer so genannten Höchstmengen-VO nach Pestizid-Rückständen untersucht werden und dürfen dabei eine bestimmte Höchstmenge nicht überschreiten.
Das NRF hat vor vielen Jahren derartig gereinigte Wollwachschargen auf ihre Emulgierfähigkeit hin untersucht und dabei festgestellt, dass die geforderten 200 % Wasseraufnahmefähigkeit nicht von allen Chargen eingehalten werden bzw. dass die Stabilität dieser wollwachshaltigen W/O-Cremes nicht mehr die gleiche war wie noch Jahre zuvor.
Die Fa. Beiersdorf reinigt ihre Wollwachsalkohole mit Hilfe einer Molekular-Destillation auf und gewinnt so nahezu pestizidfreie Qualitäten.
Quintessenz: wenn also wasserreiche W/O - Cremes geplant sind, sollten diese nicht auf Wollwachs oder Wollwachsalkoholen aufgebaut werden, sondern auf der Basis anderer W/O - Emulgatoren, siehe hierzu "Hydrophobe Basiscreme  DAC (NRF S.41.)".

MfG
Gerd Wolf