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Autor Thema: Aus dem Hautzentrum Köln  (Gelesen 8549 mal)

Isnougud

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Aus dem Hautzentrum Köln
« am: 28. November 2013, 16:43:10 »
Sehr geehrte Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

aus dem Hautzentrum in Köln erreicht uns folgende Rezeptur auf Privatrezept:
Urea 5%
Triclosan 2%
Dexpanthenol 5%
Alfason repair I OP 50g (= Petrolatum,Aqua,Paraffinum liq.,Glycerin,Sorbitan Oleat,Carnauba,Cholesterol,Ceramid3,Olein,Palmin,Carbomer,Tromethamin)

Also ersteinmal sieht das nach einer \"aufgemotzten\" Hautpflege aus; rein rechtlich müssen wir Alfason repair natürlich auf Identität prüfen. Mit der Konservierung sieht es m.E. schlecht aus, schon vor dem Hintergrund, dass Alfason repair eben mit Konservierungsmittel-freiheit wirbt. Triclosan ist ja leider nicht ausreichend konservierend (oder?).
Urea, denke ich, wird im Wasseranteil in Lösung gehen.
Die drei Wirkstoffe sind in Konzentration und im pH-Bereich ok, Interaktionen habe ich in der Lit. nicht entdeckt.
Die Indikation ist nicht bekannt. Eine Dosierung ist nicht angegeben.

Gibt es irgendeine Erkenntnis zu dieser Rezeptur oder evtl. eine bessere Alternative?
Für Eure Hilfe bedanke ich mich jetzt schon.

Schönlau

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Aw: Aus dem Hautzentrum Köln
« Antwort #1 am: 28. November 2013, 17:07:06 »
Hallo,

bietet Astellas überhaupt Prüfzertifikate an? Auf der Seite habe ich nichts gefunden. Wenn nein, darf die Salbe nicht angefertigt werden. Damit erübrigen sich die anderen Fragen.

LG

Isnougud

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Aw: Aus dem Hautzentrum Köln
« Antwort #2 am: 29. November 2013, 09:52:19 »
Guten Tag zusammen,

die Firma stellt sowohl Analysenzertifikat als auch Kompatibilitätstabelle auf Anfrage zur Verfügung; beides soll in Zukunft wahrscheinlich auch im Internet verfügbar werden.
Die Alfason repair ist lt. Hersteller-Tabelle mit Urea und Triclosan kompatibel (ohne dass ich eine Mengenangabe oder %-Werte gefunden hätte).
Dexpanthenol ist nicht aufgeführt, aber m.E. kein Problem.

Wohl wissend, dass ohne Auskunft zur Indikation Antworten schwierig sind, bleibt die Frage, ob diese Rezeptur als sinnvoll bekannt ist und ob es beschriebene Alternativen gibt, die mit denselben Wirkstoffen versehen sind.

Viele Grüße aus dem Labor.

Kuplent

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  • Beiträge: 645
Aw: Aus dem Hautzentrum Köln
« Antwort #3 am: 29. November 2013, 11:06:59 »
Ein paar Dinge sollten Sie in Ihre Überlegungen evtl. mit einfließen lassen:

Harnstoff zerfällt in wasserhaltigen Systemen im Laufe der Zeit unter Ammoniakbildung. Der pH-Wert wird sich Richtung basisch verabschieden, insofern kein Puffer in der Creme ist. Dies bekommt im Normalfall anderen Wirkstoffen und vorhandenen Konservierungen nicht. Ergo: Puffern könnte eventuell eine brauchbare Idee sein.

Die Grundlage ist eine W/O-Creme. Eine Konservierung kann ich auf die Schnelle nicht erkennen. Ein Carbomergel, dass mit Trometamol neutralisiert wurde, ist wohl auch zu allem Überfluß noch in der Wasserphase der Grundlage. Dies macht eine pH-Einstellung unter Pufferung nicht gerade leichter, weil man bei zu saurer Einstellung wohl den Gelbildner inaktiviert. Wozu es den Gelbildner bei einer W/O-Creme braucht, erschließt sich mir allerdings nicht. Eventuell sind auch die in der Creme vorhandenen Fettsäuren nach Deprotonierung als Emulgator beteiligt. Das kann ich aber nur vermuten, so dass evtl. eine pH-Verschiebung durch Pufferung keine gute Idee ist. Wer weiß das schon? Kennen Sie den pH-Wert der Grundlage?

Dann ist die Einarbeitung von Harnstoff in eine W/O-Creme nicht gerade ein Vergnügen, wenn man nicht vorher den Harnstoff in Wasser anlöst. Die Frage ist halt, wie flexibel reagiert die Grundlage auf weitere Wasser- oder Pufferzugabe. Das wäre wohl eine lohnende Anfrage bei der Herstellerfirma der Grundlage.
 
Triclosan kann nicht mit PEG-haltigen Emulgatoren. Habe auf einen flüchtigen Blick keinen in der Grundlage gefunden. Wenn es länger als 4 Wochen halten soll, könnte man auch noch eine Nachkonservierung andenken. Und tausend andere Dinge. Sollten Ihnen meine Gedanken zu unstrukturiert vorkommen und Sie noch Fragen haben, einfach nochmal melden.

Schöne Grüße

Isnougud

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Aw: Aus dem Hautzentrum Köln
« Antwort #4 am: 04. Dezember 2013, 10:51:45 »
Guten Morgen Herr oder Frau Kuplent,

vielen Dank für Ihre umfassende Auskunft. Ihre Überlegungen bestätigen meinen Verdacht, dass wir mit anderer Grundlage und Zusammensetzung vermutlich besser fahren würden. Das pH Optimum für die Grundlage liegt lt. Firma bei 5-6. Die fehlende Konservierung, mit der geworben wird, lässt eine Nachkonservierung m.E. nicht zu.
Mit 4 Wochen Verwendbarkeitsfrist habe ich das System jetzt freigegeben und hoffe auf Rückmeldung durch die Patientin.
Falls wir eine bekommen, werde ich das Ergebnis gerne hier veröffentlichen.

Bis dahin verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

Ihr Isnogud