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Autor Thema: Kapseln - Ergänzungsmethode - Diskussion  (Gelesen 26038 mal)

Suchantke

  • Mitglied
  • Beiträge: 15
Kapseln - Ergänzungsmethode - Diskussion
« am: 28. August 2013, 09:02:54 »
Zu den Furosemid-Kapseln, die hier vor ca. einer Woche angefragt wurden, gab es noch eine Anschlußfrage – nämlich wo die Ergänzungsmethode zu finden sei.

Ich möchte jetzt die Gelegenheit nutzen, meine grundsätzlichen Überlegungen zur Kapselherstellung zur Diskussion zu stellen, um Ihre Erfahrungen kennen zu lernen bzw. Ihre Ideen zu meinen Überlegungen:
 

Die Ergänzungsmethode, wie ich sie vermittle, noch einmal beschrieben:

 - Eichvolumen bestimmen durch Befüllen der Kapseln mit Kapselfüllstoff
 - Kapselfüllstoff auf Pulverschälchen entleeren
 - Wirkstoffe auf andere Pulverschälchen abwiegen
 - Visueller Volumenvergleich – kann man
   Wirkstoffvolumen > 75% Eichvolumen --> Methode A (verreiben mit 0,5% Aerosil)
   Wirkstoffvolumen < 75% Eichvolumen --> Methode B

Häufiger benötigt:
Methode B:
 - Wirkstoff (je nach Volumen) mit 30 bis 50% des Eichvolumens
   mit Kapselfüllstoff 1:1 (aa) verreiben
 - Wirkstoff- Kapselfüllstoff-Mischung in die Kapseln füllen
 - mit Kapselfüllstoff Kapseln vollständig auffüllen
 - Pulvermischung in raue Reibeschale / Fantaschale entleeren
 - vorsichtig verreiben oder mittels Kartenblättern mischen
   weiteres Verreiben birgt die Gefahr der Volumenvergrößerung und damit eine Überfüllung!!
 - Pulvermischung in die Kapseln füllen
 - Kapseln schließen


Die Ergänzungsmethode ist weder im NRF noch im DAC beschrieben, sondern aus meiner Unzufriedenheit mit der Methodik nach DAC/NRF entstanden. Ich unterrichte das Fach Galenische Übungen an einer PTA-Schule und habe immer wieder feststellen dürfen, dass die Herstellung von Kapseln ungenügend funktioniert und SchülerInnen mitunter Verzweiflungsattacken hatten. Später habe ich das Arbeiten in den Kapseln ohne Messzylinder auch in einem kleinen Büchlein \"Rezeptur für die Kitteltasche\" gefunden und von dort den Begriff \"Ergänzungsmethode\" übernommen. Allerdings beschreiben die Autorinnen dort angelehnt an das DAC Anlage G weiterhin das Arbeiten mit 80%.

Ich bin davon mittlerweile weg.

Ein Verreiben einer kleinen Wirkstoffmenge mit 80% des Eichvolumens an Kapselfüllstoff lässt mich an der homogenen Verteilung des Wirkstoffes zweifeln. Bei der Pulverherstellung wird auch anderes verlangt: Kleinste Menge vorlegen und im Verhältnis 1:1 mit der zweitkleinsten Menge, drittkleinsten etc verarbeiten ... bis alle Pulverbestandteile verarbeitet sind.
Die Herstellung des Pulvers für Kapseln widerspricht diesen Regeln.
Auch wenn NRF I.9.2.2. ergänzend zu DAC Anlage G weitere Herstellungstechniken zur Methode B angibt, um geringen Dosierungen in der Pädiatrie Rechnung zu tragen. Lösungsvorschläge sind hier der Einsatz von Stammverreibungen oder aber den Wirkstoff in einem geeignetem Lösungsmittel zu lösen wie bei den Hydrchlorothiazid-Kapseln NRF 26.3. beschrieben. Allerdings ist dies zu validieren - es wird wohl aber eher niemand in der Apotheke die Zeit haben, dies umzusetzen oder das Ganze als eher unpraktikabel empfinden. Klang hier im Forum schon an.

Deshalb entstand die Idee, die Pulvermischregeln in die Kapselherstellung mit einfließen zu lassen.

Klassen mit mehr als 25 SchülerInnen bieten die Möglichkeit, experimentell arbeiten zu lassen und Erfahrungen zu sammeln.
Die Kapseln, die wir in der Schule herstellen lassen, haben eher einen geringen Wirkstoffanteil, so dass eine Verreibung 1:1 mit 50% des Kapselfüllstoffes in der Regel die eingesetzten Kapseln knapp füllt und meist nicht über das Eichvolumen hinaus schießt. Es gab allerdings auch extrem starke VerreiberInnen, die es geschafft haben, durch intensives Verreiben und die dadurch bedingte Volumenvergrößerung über das Eichvolumen hinaus zu verreiben. Deshalb die Empfehlung je nach Ausgangsmenge bzw. -volumen eine Entscheidung zu treffen, zum 1:1 Verreiben 30 bis 50% des Eichvolumens einzusetzen. Starke VerreiberInnen schaffen es dann allerdings auch, beim letzten Schritt des Vermischens - aufgefüllte Kapsel-Wirkstoffmischung - durch weiteres Verreiben das Füllvolumen der Kapseln zu überschreiten. Und dann? Wohin mit dem Überstand? Reinpressen? Weg schütten? Deshalb bin ich mit dem letzten Mischungsschritt auch nicht sonderlich glücklich ... Mischen mittels Kartenblättern ist mischungstechnisch sicherlich nicht der Hit. Starkes Verreiben auch nicht – die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen.

Das Arbeiten in den Kapseln ohne Messzylinder folgt dem Prinzip der Herstellung von Zäpfchen nach Münzel.
Hier wird der Wirkstoff (mit unbekannten Verdrängungsfaktor) mit ca 1/2 der eigentlich benötigten Menge an Hartfett ausgegossen, dann die Form mit Hartfett aufgefüllt, erhärtete Zäpfchen zerkleinert, aufgeschmolzen und dann erneut ausgegossen.  Nachteil hier: Verlust durch die Gießhügel.

In den Kapseln hat man diese Problematik nicht. Das Pulver läßt sich ohne Verluste aus den Kapseln ausschütten. Deutlich mehr Verluste hat der Einsatz des Messzylinders - Pulver bleibt hängen und ein Pulver bildet auch nicht wie eine Flüssigkeit eine wunderschöne glatte Oberfläche aus und dann kommen behelfsmäßig irgendwelche Spatel zum Einsatz, um zu glätten und das Volumen ablesen zu können.
Da die Kapseln der eigentliche Ort der Volumenbestimmung sind, ist der Messzylinder für mich \"nur\" eine mit Verlust behaftete Fehlerquelle, die zudem noch Zeit kostet.  

Ich stelle nach einem ausgiebigen Kapsel-Seminar mit Erproben aller Herstellungsarten den Schülern frei, nach welcher Methode sie zukünftig arbeiten wollen - mit oder ohne Messzylinder. Bislang sah ich nach dem Seminar bei der Kapselherstellung keine Messzylinder mehr. Das 1:1 Verreiben stelle ich allerdings nicht frei - darauf bestehe ich, weil es aus meiner Sicht zu einer homogeneren Verteilung führt als ein einmaliges Verreiben des Wirkstoffes mit 80%.

Und ich lasse immer die Gleichförmigkeit der Masse bestimmen.
Ich habe einfach Bauchschmerzen, eine derart sensible Arzneiform, die insbesondere an die sensibelste Patientengruppe abgegeben wird - Säuglinge und Kleinkinder, die keine Fertigarzneimittel für die Behandlung ihrer teilweisen sehr schweren Erkrankungen zur Verfügung haben - ohne Prüfung abzugeben.  

Über konstruktive Rückmeldungen und Ideen freue ich mich.

Gruß aus Berlin

Regine Suchantke

Claudia Wegener

  • Mitglied
  • Beiträge: 79
Aw: Kapseln - Ergänzungsmethode - Diskussion
« Antwort #1 am: 28. August 2013, 13:44:29 »
Lieber Kollege,

bitte nicht verzweifeln! Wir hatten im letzten Jahr Frau Dr. Tawab vom ZL in einem Vortrag zu Besuch, der sich mit der Herstellung von Kapseln im Rahmen von Ringversuchen des ZL beschäftigte. Unter dem Strich kam heraus: alle Herstellungsmethoden führen zu ähnlich guten / schlechten Ergebnissen. Nahezu immer beträgt die Abweichung der Gehalte etwa -10%, d. h. die Kapseln sind 10% unterbefüllt. Eine allgemeine Empfehlung für eine generelle entsprechende Mehreinwaage will man allerdings nicht aussprechen, weil Überdosierungen, gerade im pädiatrischen Bereich, das größere Risiko darstellen.
Auch unsere PTA-Schule klagt immer wieder über Probleme bei den Gehalten.
Wenn Sie sich schon sehr in das  Thema \"reingefuchst\" haben - nehmen Sie doch mal Kontakt mit dem ZL auf. Die Ringversuche zur Kapselbefüllung kann man auch mit PTA-Schülern durchführen, da gibt`s glaube ich Sonderkonditionen - fragen Sie doch einfach mal nach :silly:
www.zentrallabor.com

Herzliche Grüße
C. Wegener