Volon/Nystatin/Penaten/Preval Lipogel

[Freudenstein]

Hallo, ich brauche mal wieder Hilfe vom Forum!
ein Gastroenterologe schreibt folgende Salbenmischung auf:
Volon A creme 10,0
Nystatin Creme 5,0 (ich nehme die von Acis)
Penatencreme 50 ml
Preval Lipogel ad 105 ml
kann ich das einfach so zusammenrühren weil jedes für sich ein Fertigarzneimittel bzw. Medizinprodukt ist oder was muss ich beachten?
Danke für die Hilfe!

[Wolf]

Die Rezeptur ist weder plausibel, noch kompatibel, noch erstattungsfähig durch die GKV.
Penaten - Creme ist ein Körperpflegemittel und darf deshalb nicht in Rezepturen eingesetzt werden. Von der GKV wird deswegen auch diese Rezeptur auf Null retaxiert werden.
Preval Lipogel stellt vom Vehikel-Typ eine hydrophobe Salbe dar, die mit den O/W - Cremes Volon A Creme und Nystatin - Creme inkompatibel ist. Es ist auch wenig sinnhaft, um nicht zu sagen ein \"Kunstfehler\", derart gegensätzliche Vehikel-Systeme miteinander zu mischen. Was will der Arzt eigentlich? Was braucht der Patient? Welche Akuität liegt vor? Welche Hautbeschaffenheit liegt vor?
Erst nach Beantwortung dieser Fragen kann eine rationale Rezeptur zusammengestellt werden. Überdies wurde diese Rezeptur viel zu teuer verordnet, weil Fertig-Dermatika integriert wurden. Budgetschonender wäre es, Wirkstoffe mit offizinellen Grundlagen des DAB, DAC oder NRF zu verordnen.

[Dieter Kohlmann]

Penaten - Creme ist ein Körperpflegemittel und darf deshalb nicht in Rezepturen eingesetzt werden. Von der GKV wird deswegen auch diese Rezeptur auf Null retaxiert werden.
Preval Lipogel.....

Apropos:
Dass Penaten ein Körperpflegemittel ist, leuchtet ein. Aber wo ist die Grenze? Ist Preval Lipogel in diesem Sinn verordnungsfähig? Auf der Packung steht \"Schutz und Pflege trockener Haut....\" Das klingt mir auch nicht gerade \"therapeutisch\" ?!
Kann man ganz allgemein sagen, WAS als Grundlage verordnet werden kann und was nicht?
Besten Dank !

[Wolf]

Halbfertig-Grundlagen können ohne weiteres in Rezepturen eingesetzt werden, sofern sie Arzneimittel - Status haben, z.B. Linola - Creme. Es müßte also in jedem Einzelfall überprüft werden, ob es sich um ein zugelassenes Arzneimittel oder ein Nichtarzneimittel oder ein Körperpflegemittel handelt. Für letztere muss ein chargenspezifisches Analysenzertifikat beim Hersteller angefragt (z.B. bei Excipial - Grundlagen, Physiogel Creme u.a.m.) und in der Apotheke eine Identitätsreaktion gemacht werden.
Diese Anforderungen hätte natürlich auch das Preval Lipogel zu erfüllen. Ich hatte mich in meiner Antwort auf die Inkompatibilität kapriziert. Dann hätte Preval Lipogel sowieso eliminiert werden müssen.
Das Damokles - Schwert der Retaxierung durch die GKV schwebt dann immer noch über uns. Hier müßten m.E. die Apothekerverbände aktiv werden.

[Sigrid Wein]

Sehr geehrte(r) Frau/ Herr Freudenstein,

aus welcher Stadt haben Sie geschrieben? Ich (Gelsenkichener Apoth.) habe jetzt die gleiche Rezeptur von einem Gelsenkirchener Hautarzt bekommen. Mich interessiert, ob es vielleicht der gleiche Arzt sein könnte.
Nach Anruf beim Arzt wurde nur gesagt, die Apotheke vor Ort hätte mit der Herstellung keine Probleme und würde diese auch so machen. Auch würde die Kasse es so bezahlen.
Auf meinen Vorschlag Nystatin und Triam in Pasta Zinci mollis zu verarbeiten, kam nur die Antwort, ich solle den Vorschlag aufschreiben und den Pat. zurückschicken. (Er wird dann vermutl. zur anderen Apotheke geschickt). Alles sehr unbefriedigend  

Vielen Dank für eine Antwort.

Mit freundlichem Gruß

Sigrid Wein

[Freudenstein]

Die Rezeptur stammt aus einer gastroenterolog. Praxis in Lübeck. Sie ist schon älter und wir haben sie vor der Ära der Plausibilitätsprüfungen auch ab und zu so wie verordnet hergestellt. Zum Abfüllzeitpunkt war sie homogen und ohne Beanstandung, wie sie nach Ablauf von 6 Monaten (hatten wir immer als Verfall angegeben)aussah, weiß ich nicht. Weil es eine gute Kundin von uns war, habe ich ihr die Salbe auch nochmal so hergestellt, allerdings mit dem Hinweis, dass wir uns  ggf. bei Retax, der ja meist erst ein Jahr nach Abgabe kommt, an sie wenden würden.

[Wolf]

Ein Dermatologe schrieb mir dieser Tage wörtlich: \"Wenn Dermatologen eigene Rezepturen aufstellen, fehlt meist der Sachverstand.\"
Dieser Sachverstand hat auch der gastro-enterologischen Praxis gefehlt. Denn die Rezeptur wurde nach dem Motto erstellt: man nehme aus dem Regal der Fertig-Dermatika bekannte Präparate und mische sie nach dem Prinzip \"Viel hilft viel\" einfach zusammen.
Auch vor der Ära der Plausibilitätsprüfung gab es schon Inkompatibilitäten zwischen Hilfsstoffen untereinander, hier zwischen gegensätzlichen Vehikel-Systemen.
Ich verstehe daher nicht, dass diese Rezeptur so und nicht anders hergestellt wurde.

MfG
G. Wolf