Kontakt | Impressum | Datenschutzerklärung

Suche


Caelo-News

Navigation

Neueste Beiträge

Autor Thema: Nasensalbe mit Chlorhexidin und Coldastop  (Gelesen 10537 mal)

kurpi

  • Mitglied
  • Beiträge: 48
Nasensalbe mit Chlorhexidin und Coldastop
« am: 31. Mai 2013, 06:04:01 »
Wir haben mindestens 1x pro Woche von verschiedenen Praxen immer wieder diese Nasensalbe:
Chlorhexidindiacetat 0,03
Glucose              3,0
Propylenglykol       1,0
Bepanthen Wundsalbe  15,0
Coldastop Nasenöl    10,0
Urea pura            0,1
Paraffin sub       ad 30

Wie soll ich Ihrer Meinung nach vorgehen ?

Wolf

  • Mitglied
  • Beiträge: 1.953
Aw: Nasensalbe mit Chlorhexidin und Coldastop
« Antwort #1 am: 02. Juni 2013, 10:11:22 »
Schon an der Zusammenstellung der Nasensalbe kann man erkennen, dass sie mit wenig Sachverstand verordnet wurde. Weiß denn kein HNO-Arzt, dass Apotheker/innen über galenische Kenntnisse verfügen? Warum fragt der Verordner nicht erst in einer Apotheke nach, ob die geplante Rezeptur wirklich so sinnvoll, kompatibel, stabil und machbar ist?
Ist es bei HNO-Ärzten auch nicht bekannt, dass die Einarbeitung von Fertigarzneimitteln wie hier Bepanthen Wundsalbe und Coldastop Nasenöl Rezepturen unnötig verteuert?
Die Verdünnung des Wirkstoffs Dexpanthenol in der Bepanthen Wund- und Heilsalbe um die Hälfte macht auch keinen rechten Sinn. Die Konzentration von 5 % entspricht einer medizinischen, 2,5 % eher einer kosmetischen Verwendung.
Chlorhexidinacetat hat sich in Tierversuchen als nachteilig für die Zilientätigkeit des Flimmerepithels herausgestellt. Es wird sogar von einer lokalen Toxizität bei längerer Anwendung gesprochen. Wenn es als Konservierungsmittel gedacht sein soll, dann wäre es zudem überflüssig, weil bereits Propylenglycol enthalten ist.
Glucose kann entweder in suspendierter oder in gelöster Form eingearbeitet werden. Zum Lösen der Glucose braucht man etwas mehr als die gleiche Menge Wasser. Sollte wirklich so viel Wasser in der W/O - Creme Bepanthen Wund- und Heilsalbe enthalten sein? Dann wird es schwierig sein, die Glucose in der inneren Phase der W/O - Creme zu lösen. Das erfordert sehr viel Zeit und Geduld. Oder man löst zuvor die Glucose in ca. 4 g Wasser und arbeitet diese Lösung dann in kleinen Portionen in die Bepanthen Salbe ein.
Urea pura wurde hoffnungslos unterdosiert, nahezu homöopathisch dosiert. Wenn man den hydratisierenden Effekt des Harnstoffs ausnutzen möchte, dann sollten es schon Konzentrationen von mindestens 3 %, besser noch 5 % sein. Außerdem sollte der Lactat-Puffer zur Stabilisierung hinzugefügt werden.
Durch die Zufuhr zweier Öle soll wohl die cremeartige Beschaffenheit in eine halbflüssige Konsistenz überführt werden. Hierbei besteht die Gefahr der Aspiration und der Entstehung von Fremkörpergranulomen in Bronchien und Lunge. Um diese weitestgehend zu vermeiden, sollte unbedingt eine halbfeste Konsistenz  angestrebt werden.
Quintessenz: diese Rezeptur trägt Züge eines teuren Placebo-Arzneimittels und sollte ganz neu konzipiert werden.
Anregungen hierzu findet man in den NRF-Rezepturhinweisen unter \"Nasensalben und Nasenemulsionen\".