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Autor Thema: Urea/Kühlsalbe  (Gelesen 15762 mal)

Wendeln

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Urea/Kühlsalbe
« am: 05. September 2012, 11:05:10 »
Hallo,
folgende Rezeptur:
Urea pura 20%
Clotrimazol 1%
Erythromycin 1 %
Ungt.Leniens ad 50,0

Ist natürlich keine optimale Zusammensetzung. Ich hätte aber gerne gewußt, ob Harnstoff in dieser Konzentration noch in die Kühlsalbe gearbeitet werden kann.( 10 % funktioniert lt. Literatur)

Wolf

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Aw: Urea/Kühlsalbe
« Antwort #1 am: 09. September 2012, 21:18:48 »
Nach meiner Erfahrung wird die Ungt leniens bei dieser hohen Konzentration Harnstoff
brechen. Dies habe ich auch schon bei 10 % gesehen.
Wenn der Harnstoff mit dem Lactat - Puffer stabilisiert würde, bedeutete dies den sicheren
\"Tod\" von Clotrimazol und Erythromycin. Hier müßte mit einem anderen Phosphat-Citrat-Puffer
mit einen pH von 5,5 oder 6 gearbeitet werden.
Der Harnstoff müßte überdies zuvor in der doppelten Menge Wasser kalt gelöst, der Puffer hinzu gegeben
und dann in kleinen Portionen in die Ungt. leniens kalt eingearbeitet werden. Der Puffer kann von der
Wassermenge in Abzug gebracht werden.
Ungt. leniens ist nicht konserviert und hat daher nur eine Aufbrauchfrist von 4 Wochen in einer Tube.
Nachkonservieren kann man mit Propylenglycol (20 % bezogen auf die Wassermenge)oder 5 g auf 100 g Salbe.
Das Propylenglycol darf nach unserer Erfahrung erst zum Schluss hinzu gegeben werden.

Weggie

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Aw: Urea/Kühlsalbe
« Antwort #2 am: 06. Februar 2014, 21:48:48 »
Hallo!


Darf ich dazu etwas fragen, Herr Wolf? Mein Stand ist noch, dass Kühlsalbe auf gar keinen Fall in eine Tube darf-weil sie evtl noch ausblutet.
Meines Wissens gehört Kühlsalbe grundsätzlich in eine Kruke-wir geben sie mittlerweile in eine Unguatorkruke, die man notfalls aufschrauben kann, falls sich Wasser abscheidet.

Ist mein Wissen veraltet? Macht man Kühlsalbe mittlerweile auch in Tuben?

Um das Thema Kühlsalbe nochmals aufzugreifen-viele meiner Kolleginnen sind immer noch der Meinung, dass der Name daher rührt, dass sie neben dem kühlenden Effekt auch gekühlt gelagert werden muß...auf den Versandgefäßen steht nichts von kühler Lagerung, und meines Erachtens reicht eine normale Lagerung auch aus. Also nicht unbedingt bei 40 Grad im Schatten auf die Fensterbank-aber auch nicht zwingend in den Kühlschrank verfrachten.

Wie ist Ihre Meinung dazu?

Wolf

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  • Beiträge: 1.953
Aw: Urea/Kühlsalbe
« Antwort #3 am: 12. Februar 2014, 10:53:12 »
Hallo Frau Weggie,

da muss ich doch so einiges zurecht rücken.
Kühlsalbe stellt vom Vehikel-Typ eine Pseudo- oder Quasi-W/O-Creme, die ohne W/O-Emulgator auskommt. Die disperse, innere, wässrige Phase wird durch die äußere Fett-Phase nur physikalisch-mechanisch festgehalten. Dieser Umstand macht die Kühlsalbe labil. D.h. aber nicht, dass jederzeit Wasser austreten kann. Unter normalen Bedingungen wie Raumtemperatur oder Keller-Temperaturen darf dies nicht passieren. Es gibt daher überhaupt keinen vernünftigen Grund, die Kühlsalbe nur in Kruken abzufüllen.
Ich glaube, dass Ihre Kolleginnen hier umdenken müssen.

MfG
Gerd Wolf

Galenik

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Aw: Urea/Kühlsalbe
« Antwort #4 am: 12. Februar 2014, 17:13:34 »
oh.
Da gibt es noch ein kleines Problem, welches hier erstaunlicherweise noch gar nicht erwähnt wurde - zumindest habe ich jetzt nicht gelesen.
Urea DARF gar nicht in die Kühlsalbe eingearbeitet werden! Es löst sich nur im Wasser, nicht in der restlichen Grundlage. Das gibt eine ungleichmäßige Verteilung und Probleme, sobald die Salbengrundlage ihre Funktion erfüllt, nämlich durch Verdunstung des Wassers zu kühlen. Um die Wichtigkeit darzustellen: Eine Kollegin hier in Berlin hat gerade ein Verfahren vor der Berufsgerichtsbarkeit zu laufen, wo es um ihre Approbation geht, weil sie diese Salbe hergestellt hat.  :blink:  Klingt unglaublich, ist aber so. Es war eine Verordnung, der Arzt hat die Problematik verstanden und dennoch darauf bestanden. Es ist kein weiterer WS in der Salbe eingearbeitet worden, die Kommunikation mit dem Arzt ist dokumentiert worden. Dennoch: Diese (in dieser Form ja eher pflegende Salbe als heilende) Salbe ist eingesammelt und geprüft worden, die ungleichmäßige Verteilung ist nachgewiesen und damit das Verfahren eingeleitet worden.  :(
Dieses Risiko wär mir zu groß.

Wolf

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  • Beiträge: 1.953
Aw: Urea/Kühlsalbe
« Antwort #5 am: 14. Februar 2014, 16:15:06 »
Sie haben leider nicht verraten, wie der Harnstoff in die Kühlsalbe eingearbeitet wurde.
Prinzipiell geht man bei einer W/O-Creme folgendermaßen vor. Man löst den Harnstoff in der 1 1/2 fachen oder doppelten Menge Wasser und fügt den Lactat-Puffer noch hinzu. Diese Lösung wird dann in kleinen Anteilen in die Kühlsalbe eingearbeitet.
Bei Mengen von mindestens 100 g W/O - Creme gehen wir bisweilen auch so vor. In einer Rührmaschine mit einem Planetenrührwerk mit Metallschüssel und Metall-Rührwerkzeugen (z.B. Kenwood Chef oder Kitchen Aid) legen wir die W/O - Creme vor und streuen den Harnstoff in kristalliner Form auf die Oberfläche. Dann lassen wir die Maschine 20 Minuten rühren. Danach überprüfen wir durch Abziehen auf einem Grindometer, ob sich der Harnstoff quantitativ in der inneren Phase gelöst hat. Dann fügen wir noch den Lactat - Puffer hinzu.

So dürfte es m.E. zu keiner Beanstandung durch die Aufsichtsbehörden kommen.

MfG
Gerd Wolf