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Autor Thema: Merkwürdige Erythromycin-Rezeptur  (Gelesen 12173 mal)

pta09/01

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Merkwürdige Erythromycin-Rezeptur
« am: 05. Juli 2012, 18:20:40 »
Folgende Rezeptur ist verordnet:

Zincum aceticum 0,1 g
Erythromycin    0,4 g
Aerosil         1,1 g
Zincum oxidat.  2,8 g
Paraff. perliquidum ad 20 g

Erythromycin ist ja ohnehin schon ein problematischer Wirkstoff, da bin ich mir völlig unsicher, ob diese Rezeptur sinnvoll und plausibel ist.

Zinkacetat finde ich nur für die orale und nicht für die dermale Anwendung, außerdem ist es (nur) wasserlöslich.

Wir stellen diese Rezeptur von Hand in der Salbenschale her, dabei reiben wir die Festsoffe erst mit ein wenig Paraff. perliquidum an und fügen dann, nach und nach unter häufigem Abschaben der Schalenränder den Rest Paraff. perliquidum hinzu.

Kennt jemand diese Rezeptur oder kann sonst weiterhelfen?
Die Haltbarkeit haben wir auf 3 Monate festgelegt.

Bin für jede Hilfe dankbar.
Katrin

Wolf

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Aw: Merkwürdige Erythromycin-Rezeptur
« Antwort #1 am: 05. Juli 2012, 21:48:55 »
Das ist in der Tat wirklich eine seltsame Rezeptur! Sie
erinnert an das Fertigpräparat Zineryt, in dem ebenfalls
Erythromycin und Zinkacetat allerdings in einer alkoholisch-
wässrigen Lösung vorkommen.
Hier handelt es sich um ein so genanntes Oleogel. welches
zur Gruppe der hydrophoben Salben gehört. Das Oleogel
entsteht, wenn man das Aerosil mit dem Paraffin. perliq.
anreibt. Dieses würde ich auch zuerst herstellen und dann
die Feststoffe darin suspendieren.
Vom Zinkacetat weiß ich, dass es die Wirkung vom
Erythromycin unterstützt. Welche Rolle hier noch das
Zinkoxid spielen soll, verstehe ich auch nicht.
Plausibel erschient mir die gesamte Zusammenstellung der
Rezeptur ebenfalls nicht.
Da die Rezeptur wasserfrei ist, würde ich eine Haltbar-
keit von 6 Monaten veranschlagen.

Schäfer

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Aw: Merkwürdige Erythromycin-Rezeptur
« Antwort #2 am: 17. Juli 2012, 07:20:43 »
Diese Rezeptur ist bei uns ein Standard, der täglich mehrfach von unserem ortsansässigen Dermatologen verordnet wird.
Die Formulierung geht auf einen Bericht in einer dermatologischen Fachzeitschrift zurück.

Die Kombination Erythromycin / Zinkacetat ist wie bereits beschrieben aufgrund der Synergieeffekte sinnvoll.

Ein wasserfreies Oleogel ist ebenfalls sinnvoll, da hierdurch pH-Einflüsse ausgeschaltet werden. Zinkoxid wirkt konsistenzgebend, desinfizierend, abdeckend und austsrocknend - ebenfalls sinnvoll.

Die Haltbarkeit geben wir auch mit 3 Monaten an. Danach beginnt das Gel auszubluten und verliert schließlich seine halbfeste Konsistenz.

Wolf

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Aw: Merkwürdige Erythromycin-Rezeptur
« Antwort #3 am: 17. Juli 2012, 07:57:52 »
Wenn man davon ausgeht, dass mit der Kombination Erythromycin und Zinkacetat
eine Akne behandelt werden soll, die sich in der Regel auf einer fetten Haut
manifestiert, dann macht ein Oleogel therapeutisch keinen Sinn.
Da das Zinkoxid total von hydrophobem Oleogel umhüllt ist, kann es seine
beschriebenen Wirkungen nicht ausspielen, so wenig wie die Zinkpasten, die auf
einem Kohlenwasserstoff-Gel basieren. Das haben Schweizer Autoren schon 1994
beweisen können.
Die Tatsache. dass das Oleogel nach einiger Zeit ausblutet, spricht für ein
letztlich instabiles Vehikelsystem.
Plausibel erscheint mir daher diese Formulierung nicht, auch wenn sie aus einer
dermatologischen Zeitschrift (welche ?) stammt.

Schäfer

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  • Beiträge: 10
Aw: Merkwürdige Erythromycin-Rezeptur
« Antwort #4 am: 17. Juli 2012, 09:46:46 »
Diese Rezeptur wird hier - mit therapeutischem Erfolg - zur Narbenbehandlung eingesetzt, wohl auch bei Aknenarben. Soviel konnte ich von den Patienten erfahren.