Salicylsäure und Harnstoff.......

[B.Z.]

Hallo zusammen,

heute mal eine allgemeine Frage:

ein Kunde brachte aus der Hautklinik (Uniklinik) ein Rezept mit folgender Rezeptur:

           Urea   1,5
           Acid. salicyl. 2,5
           Adeps lanae anh.  10,0
           Vaselinum alb. ad 50,0

Hier wäre ein Anruf beim verschreibenden Arzt angebracht,denke ich, aber in einer Uniklinik den betreffenden Arzt an die Strippe zu bekommen, ist sehr sehr schwierig :unsure:
Deshalb unsere Frage:  kann man hier die Salicylsäure einfach weglassen ,dafür mehr Harnstoff nehmen OHNE Rücksprache mit dem Arzt?

Lieben Dank für die Antworten......

Das E-team

[Kuplent]

Hallo,

da kein Wasser in der Rezeptur ist, machen pH-Optima keine Probleme. Bei dieser Rezeptur ist keine Modifikation notwendig. Allerdings müssen Sie den Harnstoff entsprechend zerkleinern, damit man ihn auf der Haut nicht unangenehm spürt.
Ergo: Harnstoff mörsern, sieben (Sieb 180), anreiben mit Paraffin liqu., Dreiwalzenstuhl  nach Mischung (enge Stellung, zwei Durchgänge) - hoffe, Sie haben einen - (Herr Dr. Wolf hat das schon mehmals beschrieben - Suche benutzen). Und Salicylsäureverreibungen 50% DAC (analog NRF 11.43.) benutzen. Dann gibts da auch keine Probleme.

Schöne Grüße

[B.Z.]

Vielen Dank.........

Dreiwalzen-Mühle...... ja, die kennen wir auch, brauchen  sie aber eher selten......

Wir sind ausgegangen von \" Rezeptur in der Kitteltasche \", wobei angegeben wird, dass Harnstoff und Salicylsäure zusammen allgemein als problematisch gilt .

Viele Grüße

Das E-Team

[Wolf]

Das Problem liegt in der Bildung eines Komplexes zwischen Harnstoff und Salicylsäure, der sofort unter Zerstörung des Harnstoffs zerfällt.
Selbst das trockene Zusammenreiben der beiden Substanzen kann zu einem solchen Komplex führen. Daher also beide Wirkstoffe zeitlich getrennt in die Grundlage einarbeiten.
Übrigens: das Buch \"Rezeptur für die Kitteltasche\" halte ich persönlich für nicht besonders empfehlenswert.

MfG
Gerd Wolf

[Kuplent]

Sehe gerade, dass in Ihrem eigenen Buch für besagtes Buch auf den letzten Seiten eine Werbung abgedruckt ist. :whistle:

Schöne Grüße

[Wolf]

Für die Werbung in meinem Buch auf den letzten Seiten trage ich keine Verantwortung. Das ist allein die Entscheidung des Verlags, auf die ich leider keinen Einfluß habe.
Die Autorinnen des besagten Buchs mußten sich übrigens auf Druck des DAV bei mir entschuldigen, weil sie aus meinem Buch abgeschrieben hatten, ohne ordentlich zu zitieren.

MfG
Gerd Wolf

[Kuplent]

Hallo Herr Dr. Wolf,

Lassen Sie sich von mir nicht ärgern.  

Kurze Frage zu Salicylsäurehaltigen Cremes:

In mehrere Rezepturhinweisen des NRF (\"Clobetasolpropionat\", \"Salicylsäure zur Anwendung auf der Haut\"), finden sich Hinweise darauf, dass das NRF die Beimischung von Salicylsäure zu folgenden Wirkstoffen in wasserhaltigen Cremes offensichtlich für den anvisierten Therapiezeitraum als ausreichend stabil erachtet:

- Harnstoff
- Betamethasonvalerat
- Clobetasolpropionat

Sind Ihre diesbezüglich ablehnenden Haltungen evident durch Untersuchungen belegt oder worauf stützen sich diese unterschiedlichen Auffassungen.

Schöne Grüße

[Wolf]

Hallo Herr Kuplent,

zu Frage 1: Harnstoff + Salicylsäure

In wasserfreien Vehikel-Systemen können Harnstoff und Salicylsäure ohne weiteres verarbeitet werden. Dazu gibt es eine Untersuchung der Fa. Spirig zu Kerasal-Salbe (enthält Harnstoff) + Salicylsäure. Zur Komplexbildung in wasserhaltigen Vehikel-Systemen finden Sie im Buch von Gloor Hinweise auf Literaturstellen.

zu Frage 2: Betamethasonvalerat + Salicylsäure

Zum Beweis der Verträglichkeit hat das NRF-Labor dc-Untersuchungen angeführt, die jedoch mit alkoholischen Lösungen durchgeführt wurden. In Alkoholen laufen alle chemischen Prozesse wie z.B. Hydrolysen u.a.m. nur sehr verzögert oder gar nicht ab. Diese Ergebnisse lassen sich nach meinem Verständnis nicht auf rein wasserhaltige Vehikel-Systeme, wie wir sie in Rezepturen vorfinden, übertragen.

zu Frage 3: Clobetasolpropionat

In der Aufbereitungsmonographie Clobetasolpropionat der Kommission B 7 des ehemaligen BGA findet man unter der Rubrik Hinweise die Empfehlung, derart stark wirksame Glucocorticoide nicht mit Antibiotika, Antimykotika und auch mit Salicylsäure zu kombinieren.
Ansonsten gilt das unter Bemethasonvalerat Gesagte.

Die Angaben zur Kompatibilität von Salicylsäure mit hydrophilen Cremes sind sehr widersprüchlich. Daher habe ich im November letzten Jahres eine Aufstellung der unterschiedlichen Aussagen Frau Lein vom NRF-Labor zur Überprüfung und Klärung übergeben. Ich habe von ihr noch nichts gehört.

Mfg
Gerd Wolf