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Autor Thema: Triamcinolon/Harnstoff/Thesit in Unguentum Cordes  (Gelesen 18365 mal)

E. Meyer

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Triamcinolon/Harnstoff/Thesit in Unguentum Cordes
« am: 11. Juni 2013, 17:08:15 »
Hallo,
uns liegt folgende Rezeptur eines Dermatologen vor:

Triamcinolonacetonid     0,1 g
Urea pura        6,0 g
Thesit           5,0 g
Aqua dest.       10,0 g
Ungt. Cordes   ad   100,0 g

Kann die Rezeptur so hergestellt werden?
Was ist bei der Herstellung zu beachten?

Vielen Dank für alle Rückmeldungen

Kuplent

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Aw: Triamcinolon/Harnstoff/Thesit in Unguentum Cordes
« Antwort #1 am: 12. Juni 2013, 17:11:26 »
Hallo Frau Meyer-Bröcker,

wenn Sie mir Ihre eigenen Gedanken und bisherigen Recherchen offenlegen, dann helfe ich Ihnen gerne weiter.  :whistle:

Die Webseite der Ichthyol-Gesellschaft hilft Ihnen aber auch. Dort finden Sie eine Kompatibilitätsliste für Unguentum Cordes.

Es bedürfte allerdings nach meinem Dafürhalten für diese Creme noch kleinerer Modifikationen
Sinvoll wäre vielleicht:
- evtl. Pufferung mit Lactat/Milchsäure-puffer wegen des Harnstoffs (analog NRF 11.71.)
- evtl. Zugabe von 20% Propylenglykol bezogen auf die Wasserphase für längere Haltbarkeit (ergo dann 2,0 Propylenglykol und 8,0 Aqua dest)
- evtl. leichte Erhöhung des Wasseranteils, um den Harnstoff im Vorfeld zu lösen.
 
Ob das oberflächenaktive Thesit die ambiphile Creme stört, kann ich Ihnen allerdings nicht beantworten. Das Triamcinolonacetonid hält den Puffer (pH um 4,5) aus.

Alle Angaben ohne Gewähr. Bin nicht der Superexperte auf diesem Gebiet. Mit der Bitte, daß Herr Dr. Wolf vielleicht auch einen Blick auf meine Vorschläge zu Korrekturzwecken wirft.

Schöne Grüße

Rainer Kuplent

Wolf

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Aw: Triamcinolon/Harnstoff/Thesit in Unguentum Cordes
« Antwort #2 am: 18. Juni 2013, 08:26:12 »
Hallo Frau Meyer-Bröcker,

Herr Kuplent hat schon den richtigen Weg eingeschlagen.
Ergänzen möchte ich nur noch, dass die Wassermenge nicht höher als 20 % (wegen des Thesit) sein darf. Der zur Stabilisierung vorgeschlagene Lactat-Puffer muss dann von der Wassermenge abgezogen werden, da er selber eine wässrige Lösung darstellt.
Die Ungt. Cordes ist nicht wie die Fa. ichthyolgesellschaft in ihren Texten sagt, eine ambiphile Creme. Eine echte ambiphile Creme ist nur die Basiscreme DAC. Die Ungt. Cordes wird laut Definition der Ph.Eur. als eine Wasser aufnehmende Salbe vom O/W-Typ zu bezeichnen sein, die bei Aufnahme bis zu 30 % Wasser eine lipophile Creme bzw. W/O-Creme ausbildet. Bei 50 % - 60 % Wasserzufuhr entsteht dagegen eine hydrophile Creme bzw. O/W-Creme. Da die Ungt. Cordes je nach Menge des zugesetzten Wassers also zwei unterschiedliche Vehikel-Systeme ausbilden kann, hat sich die Firma wohl für die Bezeichnung \"ambiphil\" entschieden. obwohl das streng pharmazeutisch-technologisch nicht ganz korrekt ist.

Viele Grüße aus einer sehr warmen Grafschaft
Gerd Wolf

E. Meyer

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Aw: Triamcinolon/Harnstoff/Thesit in Unguentum Cordes
« Antwort #3 am: 20. Juni 2013, 11:49:41 »
Hallo Herr Kuplent und Herr Wolf,
ich danke Ihnen sehr für die Informationen. Natürlich habe ich mich vor meiner Frage mit der Rezeptur beschäftigt und z.B. im Plausibilitä#ts-check von A.Ziegler die Kompatibilitäten nachgesehen. Aber die Salbe erschien mir so komplex, dass ich unsicher war. Wenn ich alle Tipps aufnehme, dann käme ich zu folgendem Rezepturversuch:

Triamcinolonacetonid    0,1 g
Urea pura       6,0 g
Thesit          5,0 g
Propylenglykol       3,0 g
Milchsäure 90%       1,0 g
Natriumlactat 50%   4,0 g
Wasser          7,0 g
Ungt. Cordes    ad    100 g

Über eine weitere Antwort würde ich mich freuen.
Viele Grüße
E. Meyer

Kuplent

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Aw: Triamcinolon/Harnstoff/Thesit in Unguentum Cordes
« Antwort #4 am: 20. Juni 2013, 14:22:49 »
Schaut nach flüchtiger Überprüfung in Ordnung aus.  :)

Leichte Bedenken habe ich noch wegen der Löslichkeit des Harnstoffs. Dieser löst sich bei 20°C 1:1 mit Wasser. Über die Löslichkeit in Propylenglykol habe ich auf die Schnelle nichts aussagekräftiges gefunden (in Glycerol, welches chemisch recht ähnlich ist, wären es 50%). Der Puffer, der ja auch zur wässerigen Phase gehört, dürfte durch das Natriumlactat ziemlich gesättigt sein und wird wohl nicht mehr viel Harnstoff lösen können. Es würde theoretisch eine kleine Restunsicherheit bestehen, dass der Harnstoff bei niedrigen Temperaturen, z.B. im Kühlschrank, wieder ausfallen könnte, was aber recht unwahrscheinlich ist.

Schöne Grüße

Rainer Kuplent

Wolf

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Aw: Triamcinolon/Harnstoff/Thesit in Unguentum Cordes
« Antwort #5 am: 20. Juni 2013, 17:45:11 »
Gut gemacht Frau Meyer!

Die Bedenken von Herrn Kuplent bezüglich der Löslichkeit von Harnstoff sind nicht ganz von der Hand zu weisen. Sie hätten jedoch noch etwas Spielraum bezüglich des Wassers. Ich hatte gesagt, dass 20 % Wasser maximal bei dem Zusatz von Thesit möglich ist. Wenn man dieses Maximaum ausnutzen wollte, würde man von den 20 g den Lactat-Puffer (= 5 g)und das Propylenglycol von 4 g abziehen und hätte dann immer noch fast die doppelte Menge Menge Wasser zum Lösen des Harnstoffs. Dann könnte auch Herr Kuplent vielleicht ruhiger schlafen.
Unter diesem Aspekt könnte man auch noch überlegen, ob man statt Propylenglycol o,14 % Kaliumsorbat als Konservierungsmittel einsetzt. Dann hätte man noch etwas mehr Wasser zur Verfügung. Allerdings muss dann beim Lösevorgang eine ganz bestimmte Reihenfolge eingehalten werden. Auf jeden Fall muss die Milchsäure ganz zum Schluss hinzu gegeben werden.

Einen schönen Abend möglichst ohne Unwetter wie bei uns.
Gerd Wolf

E. Meyer

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Aw: Triamcinolon/Harnstoff/Thesit in Unguentum Cordes
« Antwort #6 am: 25. Juni 2013, 15:48:12 »
Hallo Herr Kuplent und Herr Wolf.

danke für die weiteren Ratschläge. Scheinbar nähere ich mich langsam einer optimierten Rezeptur, wenn ich 11g Aqua, 4g Propylenglycol, 1g Milchsäure und 4g Natriumlactat Lösung nehme.
Dann folgt sofort die nächste Frage. Kann ich die Creme mit dem Unguator herstellen, wenn ich erst einen Teil Ungt. Cordes mit Triamcinolonacetonid anreibe und dann den Rest, außer Milchsäure, zugebe und homogenisiere, bevor schließlich noch die Milchsäure kommt.
Oder bringt die Zubereitung in der Fantaschale bessere Ergebnisse.

Vielen Dank
E. Meyer

Wolf

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Aw: Triamcinolon/Harnstoff/Thesit in Unguentum Cordes
« Antwort #7 am: 25. Juni 2013, 16:22:47 »
In Unguator und Topitec entsteht beim Rühren unweigerlich Reibungswärme, die den Untergang des Harnstoff einläuten würde. Von daher kommt nur die Herstellung mit Pistill und Fantaschale in Frage.

Einen schönen Abend
Gerd Wolf

Kuplent

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Aw: Triamcinolon/Harnstoff/Thesit in Unguentum Cordes
« Antwort #8 am: 25. Juni 2013, 16:26:08 »
Hallo Frau Meyer,

Sie haben offensichtlich Patienten mit einer hohen Geduldsschwelle, was die Wartezeit betrifft  :)

Habe leider einen Topitec, somit bin ich nicht wirklich kompetent. Herr Dr. Wolf würde wohl manuell rühren oder im Planetenrührer. Stimmts?
Harnstoff verträgt nicht allzu viel Prozeßwärme, hat aber den Vorteil, dass er bei Lösung in Wasser die Temperatur senkt (autokühlend  ;) )
Würde den Harnstoff in den flüssigen Bestandteilen (zuerst Wasser, dann Propylenglykol, dann den Puffer) lösen.
Kurze Intervallrührzeiten mit niedriger Drehzahl und dementsprechend sinnvoll gewählten Ruhezeiten dazwischen sollten Ihre Rührtemperaturen im erträglichen Bereich halten.

Schöne Grüße

Kuplent

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Aw: Triamcinolon/Harnstoff/Thesit in Unguentum Cordes
« Antwort #9 am: 25. Juni 2013, 16:29:22 »
Ups, Herr Dr. Wolf war schneller.

E. Meyer

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Aw: Triamcinolon/Harnstoff/Thesit in Unguentum Cordes
« Antwort #10 am: 25. Juni 2013, 16:43:44 »
Hallo Herr Kuplent,

\"danke\" für die kleinen Spitzen.
Wir haben die Rezeptur bereits suboptimal in der Fantaschale hergestellt, wollen aber für die nächste Zubereitung besser informiert sein.
Einen schönen Abend
E. Meyer