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Autor Thema: Betamethason und Acidum Salicylicum  (Gelesen 12258 mal)

Thomas Reiser

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Betamethason und Acidum Salicylicum
« am: 08. Januar 2013, 09:02:56 »
laut Plausibilitäts-Check von Ziegler gibt es eine Inkompatibilität zwischen Batamethasonvalerat und Acidum Salicylicum.
Für Betamethasondipropionat ist diese Inkompatibilität nicht aufgeführt.
Kann ich problemlos -dipropionat gegen valerat austauschen, zumal der ph Bereich von Betamethasondipropionat (4-8) oft besser passt, oder sind Probleme zu erwarten.

Schneider

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Aw: Betamethason und Acidum Salicylicum
« Antwort #1 am: 11. Januar 2013, 13:45:57 »
Bei Betamethasonvalerat und Salicylsäure gibt es keine Inkompatibilität.
Laut NRF haben sich selbst ethanolische Lösungen als stabil erwiesen.
Allerdings sollte der etwas unterschiedliche Wirkstärke beachtet werden.
Während Betamethasonvalerat unter 0,1 % nur mitelstark wirksam ist und erst ab 0,1 % als
stark wirksam einzustufen ist, wird das Betamethasondipropionat in allen gängigen Konzentrationen
als dermal stark wirksam eingestuft. Dies sollte mit dem Verordner \"besprochen\" werden (hust).
Generell ist die Überlegung mit den pH-Bereichen genau richtig.
Betamethasonvalerat ist bei 2-5 stabil, während Betamethsondipropionat bei 4-8 stabil ist, was sich natürlich auf die Auswahl
eines Puffers entsprechend auswirkt.

Wolf

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Aw: Betamethason und Acidum Salicylicum
« Antwort #2 am: 14. Januar 2013, 11:30:18 »
Auf einem kürzlich in Eschborn veranstalteten Train-the-Trainer-Seminar sagte der Leiter des NRF-Labors Herr Dr. Reimann, dass die zur Plausibilitätsprüfung herangezogenen Tabellen helfen, mögliche Probleme auszumachen, aber sie müßten beurteilt werden. Der neue BAK-Präsident Dr. Kiefer fügte an gleicher Stelle hinzu, dass durch die Tabellen nicht der pharmazeutische Sachverstand ausgeschaltet werden soll.
Die besagten ethanolischen Lösungen sind für mich nicht beweiskräftig, um die Stabilität der Kombination zu belegen. In ethanolischen Lösungen laufen alle Reaktionen, die im wässrigen Milieu bekannt sind, stark verlangsamt oder gar nicht ab. Da wir es in Rezepturen mit halbfesten, rein wasserhaltigen Systemen zu tun haben, kann man Umsetzungsreaktionen, wie hier eine Isomerisierung, nicht einfach auf alkoholische Lösungen und umgekehrt übertragen.
Hier glaube ich eher den Aussagen im Niedner, Ziegenmeyer, Dermatika, Codex dermatologischer Wirkstoffe.
Ich würde deshalb hier die Salicylsäure gegen Harnstoff austauschen und den Citrat-Puffer hinzu geben.

Ziegler, Andreas

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Aw: Betamethason und Acidum Salicylicum
« Antwort #3 am: 17. Januar 2013, 20:22:31 »
Sehr geehrte Kollegen,

Den Hinweis auf eine Inkompatibilität von Betamethasonvalerat mit Salicylsäure habe ich dem Buch „Dermatika“ von Niedner und Ziegenmeyer. Als Quelle wird dort Reynolds, J.E.F.: Martindale The Extra Pharmacopeia. 28. Edition. The Pharmaceutical Press, London angegeben.

Auch die Wirkstoffdossiers der Gesellschaft für Dermopharmazie, raten zu einer getrennten Verarbeitung von Betamethasonvalerat und Salicylsäure. Diese Gesellschaft ist wissenschaftlich durchaus anerkannt und stellt eine vertrauenswürdige Quelle dar. Aber auch an anderer Stelle wird bei einer Kombination mit Salicylsäure über eine Hydrolyse/Isomerisierung berichtet, was in der Tat in erster Linie auf die pH-Wert-Erniedrigung zurückzuführen zu sein scheint. Die Datenlage ist allerdings durchaus diffus. Denn das NRF, das diesbezüglich natürlich auch eine verlässliche Autorität darstellt, vertritt in seinen Hinweisen zur Rezeptur die Auffassung, dass Betamethasonvalerat und Salicylsäure durchaus miteinander kombiniert werden können. Dort heißt es:

\"2.3 Stabilität bei Kombination mit Salicylsäure
Die Kombination von Betamethasonvalerat mit Salicylsäure ist in der dermatologischen Praxis üblich und therapeutisch sinnvoll. Im Hinblick auf die Stabilität wird eine säurekatalysierte Zersetzung des Glucocorticosteroids diskutiert. In einer eigenen Untersuchung des NRF-Laboratoriums an ethanolisch-wässrigen Betamethasonvalerat-Lösungen 0,1 bzw. 0,05 % mit Salicylsäure 2 % konnten in einer DC-Analytik über einen Zeitraum von 12 Monaten jedoch weder der 21-Monoester (aus Isomerisierung) noch die Alkoholform (aus Hydrolyse) detektiert werden. Der pH der ethanolisch-wässrigen Lösung wurde mit 2,8 ermittelt. Für gesättigte wässrige Salicylsäure-Lösungen ist ein pH-Wert von 2,4 beschrieben. Bei Cremes und Emulsionen mit Betamethasonvalerat in Kombination mit Salicylsäure ist während der üblicherweise begrenzten Anwendungsdauer bei Behandlung mit einem stark wirksamen Glucocorticosteroid eine signifikante Zersetzung nicht zu befürchten. Dies gilt erst recht, wenn das Betamethasonvalerat – wie in den meisten Rezepturen – in suspendierter Form vorliegt. Die defekturmäßige Herstellung hydroalkoholischer Lösungen ohne spezifische Untersuchungen zur Stabilität wird dennoch nicht empfohlen.\"

Nach eingehendem Studium der NRF-Ausführungen und diversen Diskussionen mit Kolleginnen und Kollegen, würde ich mich nunmehr der NRF-Auffassung anschließen, nicht zuletzt auch mit Blick auf das Handelspräparat „Betadermic“, das diese Kombination enthält du seine Stabilität und Kompatibilität ja im Rahmen des Zulassungsverfahrens nachweisen musste. Ich habe mich daher entschieden, den Hinweis auf eine Inkompatibilität von Betamethasonvalerat und Salicylsäure für die nächste Auflage zu entfernen.

Ich entschuldige mich für die Verwirrung, die ich mit der entsprechenden Angabe im Plausibilitäts-Check Rezeptur ausgelöst habe und bitte um Ihr Verständnis, dass ich weder über die zeitlichen, noch über die personellen Ressourcen verfüge, jede gelistete Inkompatibilität im Einzelfall laboranalytisch auf ihre wissenschaftliche Bestandskraft hin zu überprüfen, sondern stattdessen die entsprechenden Litaraturquellen für die jeweiligen Angaben als Bürgen nehmen muss. Umso dankbarer bin ich für Rückmeldungen aus der Kollegenschaft, die mit ihrer „Schwarmintelligenz“ dazu beiträgt Inkonsistenzen o.ä. aufzudecken und für eine Folgeauflage zu beseitigen.
 
Mit besten Grüßen
Andreas Ziegler