Sehr geehrter Kollege Wolf,
Ihre Äußerung ist tatsächlich sehr provokant – vielleicht ist Ihnen die Zielsetzung
der ZL-Ringversuche etwas aus der Sicht gekommen ?
Die teilnehmende Apotheke erhält dadurch eine Rückmeldung zur Herstellungs-Qualität der Rezeptur incl. Formalien wie korrekte Etikettierung und Angaben
zur Haltbarkeit/Aufbrauchfristen, mikrobiologische Beurteilung gegen Aufpreis.
Den vergleichsweise hohen organisatorischen Aufwand eines solchen Versuches wissen Sie sicherlich zu beurteilen, Sie haben doch bestimmt schon eine ZL-Führung mitgemacht ?
Diese Versuche auf nichtstandardisierte dermat. Rezepturen mit vorausgehender Plausibilitätsprüfung auszudehnen, würde genau das fördern, was Sie beklagen (?).
Jeder rezeptiert was er will, die Apotheke wird es schon richten. Für fünf Euro !
Einen Trend zur problemloseren standardisierten dermat. Rezeptur sollte von allen
gefördert werden, irgendwann könnte es sich abzeichnen, daß die Kassen nur noch
„garantierte Qualität“ in der Rezeptur erstatten – davon abweichendes dürften die
Versicherten selber zahlen, die jeweilige Plausibilitätsprüfung hätten wir trotzdem
durchzuführen - nach wie vor für fünf Euro. Ein betriebswirtschaftlicher Irrsinn
angesichts der darauf verwendeten Zeit.
Die Qualität in der BRD-Rezeptur allgemein sollte sich doch wohl schon seit Jahren mit Angeboten für Stapel von Hilfs-Literatur, entsprechender PTA-Ausbildung und Fortbildungs- veranstaltungen auf einem im internationalen Vergleich guten Standard befinden.
Merken wir erst jetzt, daß unser Sachverstand angesichts einer lukrativen Verordnung
seinerzeit vielleicht getrübt war; haben wir uns um die Machbarkeit einer topischen
Zubereitung noch nie vor dem 12.Juni 2012 gekümmert ?
Wer diese Frage mit Ja beantwortet, sollte in Zukunft lieber die Hände davon lassen...
Unser Bestreben sollte es sein, nicht die Ad-hoc-Rezeptur auf dem relativ unsicheren
Boden der Plausibilität (plausibel = so beschaffen,daß es einleuchtet, verständlich,
begreiflich) zu stabilisieren, sondern durch stabilitätsgeprüfte, therapeutisch sinnvolle standardisierte Rezepturen zu ersetzen, hilfsweise in Analogie zu solchen.
Dazu liefern die NRF-Hinweise reichlich Information, das NRF-Formularium ist
kein statisches Werk, sinnvolle Ergänzungen können jederzeit angeregt werden.
Erst die kommenden Monate werden zeigen, wieviel Konfliktpotential zwischen
Dermatologen und Apotheken vorhanden ist, bzw. wieviel Missinterpretationen oder
pharmazeutische Überreaktionen bei Hautärzten u.a. für Verunsicherung oder Mißmut
gesorgt haben.
So, jetzt schau´ ich mal in der Rezeptur nach, ob ich noch etwas plausibilisieren kann.
Mit besten Grüßen
G.Zück