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Autor Thema: Erythromycin und Ungt emulsificans aquosum  (Gelesen 36846 mal)

Tamara Kleer

  • Mitglied
  • Beiträge: 12
Erythromycin und Ungt emulsificans aquosum
« am: 18. Juni 2012, 14:28:43 »
Hilfe!!!
Ich habe folgende Rezeptur
Erythromycin 1,0
Ungt.emulsif.aquos ad 50

Wie geh ich jetzt am besten vor?

PTA 85

  • Gast
Aw: Erythromycin und Ungt emulsificans aquosum
« Antwort #1 am: 18. Juni 2012, 15:13:21 »
Ich versuche es mal:

Erythromycin>>> Base
Übliche therapeutische Konzentration 0,5 - 4%
Antimikrobielle Eigenschaft>>> nein
Stabilitätsoptimum von Erythromycin beachten: pH 8,5

-den pH-Wert der Ung. emuls. aquosum kontrollieren
-in Unguentum emuls. aquosum ist die Sorbinsäure/ Kaliumsorbat-Mischung enthalten
-wenn wir den pH von Erythromycin auf 8,5 einstellen, verliert die Ungue. emuls. aquos. ihre konservierende Eigenschaft
>>> mit Propylenglycol (20% bezogen auf die Wasserphase) konservieren
= pH-unabhängige Konservierung und zählt nicht als Konservierungsmittel

Haltbar: 2 Monate?

PTA 85

  • Gast
Aw: Erythromycin und Ungt emulsificans aquosum
« Antwort #2 am: 18. Juni 2012, 15:17:47 »
bzw. es gibt ja jetzt auch die neue Unguentum emuls. aquos. von Caelo mit Propylenglycol
(siehe Antworten zu Unguen.emuls.quosum, weiter unten auf dieser Seite)

Tamara Kleer

  • Mitglied
  • Beiträge: 12
Aw: Erythromycin und Ungt emulsificans aquosum
« Antwort #3 am: 18. Juni 2012, 15:21:27 »
Dankeschön ,hab heut irgendwie ne lange Leitung. :) Die neue Apothekenbetriebsordnung bringt jede Menge Arbeit mit sich.

Michaela Preuß

  • Gast
Aw: Erythromycin und Ungt emulsificans aquosum
« Antwort #4 am: 18. Juni 2012, 18:42:02 »
Siehe auch PtA-Aktuell: Erythromycin besitzt eine ausgeprägte, chemische Instabilität im neutralen, sauren und stark alkalischen Milieu. Dabei entstehen interne Molekül-Umlagerungen, die zur Wirkungslosigkeit führen. Bei pH 7 kommt es innerhalb von 24 Std. zu einer 14%-igen Inaktivierung, bei pH 6 innerhalb von 3-4 Std. zur vollkommenen Wirkungslosigkeit. Die in einer Zubereitung gelösten Anteile von Erythromycin sind diesbezüglich besonders gefährdet.

Zu o.g. Rezeptur muss angemerkt werden:

Erythromycin besitzt ein extremes Stabilitätsoptimum bei pH 8,5.
Deshalb verbietet sich eigentlich jede Kombination mit anderen Wirkstoffen, die völlig andere Stabilitätsoptima haben, die mit demjenigen des Erythromycins nicht „unter einen Hut“ zu bringen sind.

Welche PtA-Aktuell das war, weiß ich nicht mehr, Sorry.
 
Durch die Vorkonservierung der Ung. emulsific. aquos.  mit einer Mischung von Sorbinsäure und Kaliumsorbat resultiert ein pH zwischen 5 und 6. In diesem Milieu wird Erythromycin innerhalb weniger Stunden zu unwirksamen Artefakten zersetzt.
In dieser wie auch allen anderen, wasserhaltigen Rezepturen muss das Stabilitätsoptimum künstlich eingestellt werden.

Soll ein saurer pH in den basischen Bereich gebracht werden, benutzt man abhängig vom Vehikel-System entweder ein organisches Amin wie Trometamol oder ein anorganisches, basisch reagierendes Salz wie Natriumhydrogencarbonat in Form einer 4,2%- oder 8,4%igen Lösung.
Liegt ein pH von über 8,5 vor, muss durch Zusatz von wenig Zitronensäure auf das Stabilitätsoptimum von Erythromycin  zurückgeführt werden.

Die obige Rezeptur sollte zunächst in folgender Weise modifiziert werden:
 Erythromycin            2%
 Trometamol   q.sat.                pH 8,5
 Ung. emulsify. aquos.   ad      100,0

Durch die Einstellung eines bas. pH-Wertes verlieren die eingesetzten Konservierungsmittel ihre Wirkung. Sorbinsäure und Kaliumsorbat besitzen ihr Wirkoptimum im leicht sauren Bereich. Oberhalb von pH 6 sind sie wirkungslos.

Die O/W-Creme ist wegen des hohen Wassergehaltes in der äußeren Phase kontaminationsanfällig, die mikrobielle Stabilität und Qualität sind nicht mehr gewährleistet.
Deshalb muss die Zubereitung nachkonserviert werden. Hierfür eignet sich Propylenglycol, das pH-unabhängig konservierend wirkt. Die Konzentration beträgt 20%, bezogen auf die Wassermenge in der O/W-Creme.

Die obige Rezeptur sollte demgemäß in folgender Weise optimiert werden (s.u.):
 Erythromycin            2%
 Propylenglycol            14,0
 Trometamol   q.sat.      pH   8,5
 Ung. emulsif. aquos.      ad   100,0

Eine standardisierte Vorschrift mit einer Creme-Formulierung befindet sich im NRF unter der Bezeichnung „ Erythromycin-Creme 0,5 / 1,0 / 2,0 oder 4,0 % (NRF 11.77)“

Die Creme baut auf der amphiphilen Basiscreme DAC auf, die durch Wasserzusatz in den O/W-Bereich gedrängt wird. Durch den Zusatz von Citronensäure oder Citronensäure-Lösung wird der durch das Erythromycin erzeugte, zu basische pH auf das Niveau des Stabilitäts-Optimums von 8,5 zurückgeholt. Durch die Gegenwart ausreichender Propylenglycol-Mengen ist die mikrobielle Qualität garantiert.

Diese Vorschrift hat Standard-Funktion, d.h. an ihr müssen sich alle anderen Erythromycin-Creme-Verordnungen auf O/W-Basis messen lassen.

Wolf

  • Mitglied
  • Beiträge: 1.953
Aw: Erythromycin und Ungt emulsificans aquosum
« Antwort #5 am: 19. Juni 2012, 13:45:42 »
Liebe Kolleginnen!
Es ist alles richtig, was Sie gesagt haben und auch richtig
u.a. auch aus meinem Buch zitiert. Aber eines sollte nicht
übersehen werden.
Erythromycin ist chemisch betrachtet eine Base und erzeugt
daher auch in wasserhaltigen Systemen je nach Konzentration
mehr oder weniger alkalische pH - Werte.
Eigene Untersuchungen mit 1 % Erythromycin in einer vor-
konservierten Ungt. emulsific. aquos. ergaben einen pH von
8. Es sollte daher hier, bevor bis auf 50,o g aufgefüllt
wird, eine pH - Messung erfolgen. Liegt der pH bei 8,5,
bräuchte nur noch mit Propylenglycol nachkonserviert werden.
Liegt der pH jenseits von pH 8,5 - könnte z.B. bei der neuen
neutral reagierenden, mit Propylenglycol konservierten UEA
passieren - muss mit verdünnter Citronensäure-Lsg. o,5 %
der pH auf 8,5 zurückgeholt werden.
Quintessenz: erst pH messen und dann handeln

Michaela Preuß

  • Gast
Aw: Erythromycin und Ungt emulsificans aquosum
« Antwort #6 am: 19. Juni 2012, 14:06:01 »
Danke für die Hinweise, Ich habe nur eine Textstelle zitiert, die ich gut fand. Aber es ist wohl im Sinne aller, dass diese Themen überhaupt zur Sprache kommen, ich war 17 Jahre lang in einer Krankenhaus-Apo. tätig. Ich hätte nie gedacht, dass in der öffentlichen Apo. solche Fragen überhaupt noch diskutiert werden. Ich hoffe, Sie sind noch lange dabei und können uns immer wieder neue Tipps gegen. Gruß M. Preuß