Hallo Frau Nordlicht,
Sie schneiden ein ganz prekäres Thema an: Kommunikation zwischen Apotheke und Dermatologen. Wenn hier nur Rationalität im Vordergrund stehen würde, wäre die Sache ganz einfach. Da hier aber auch irrationale und psychologische Momente eine ganz wesentliche Rolle spielen, macht es die ganze Angelegenheit kompliziert. Empirie d.h. die Erfahrung des Dermatologen mit einer bestimmten Rezeptur spielt dabei eine ganz entscheidende Rolle. Sie stellt eine wichtige Säule in der externen Therapie dar, an welcher der Dermatologe nicht rütteln lassen will.
Während in anderen medizinischen Fächern längst die Empirie von naturwissenschaftlichen Fakten abgelöst wurde, ist die Dermatologie einer der wenigen Gebiete, wo diese Empirie noch \"fröhliche Urständ\" feiert.
Sie ist mit einem Haus vergleichbar, dessen Fundament Sie mit Ihren wohlgemeinten Optimierungsvorschlägen erschüttern wollen. Das will der Dermatologe nicht zulassen. Dann würde nämlich das ganze Haus, das über Jahre und Jahrzehnte mit diesen Erfahrungen aufgebaut wurde, in sich zusammenfallen. Ich habe diese Erfahrungen auch mit fehlerhaften Rezepturen in Standardwerken der Dermatologie machen müssen. Es hat zwischen 5 und 16 Jahren gedauert, bis man mir erlaubt hat, diese Fehler auszumerzen. Mit Rationalität hat dies alles nichts zu tun.
Wenn Sie also den Arzt von den Optimierungsvorschlägen nicht überzeugen konnten, und Sie schreiben das in Ihre Herstellungsanweisung, wird der revidierende Pharmazazierat gerade dies beanstanden und Ihnen vorhalten, dass Sie eigentlich diese Rezeptur nicht hätten anfertigen dürfen. Und schon haben Sie ein Monitum im Revisionsprotokoll stehen, das Sie auch noch Jahre später verfolgen wird.
Wir stecken da in einem echten Dilemma!!!