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Autor Thema: Nasensalbe  (Gelesen 17878 mal)

Aylin Kurt

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Nasensalbe
« am: 07. Dezember 2012, 20:05:02 »
Guten Abend.
Wir sollen Anfang nächster Woche folgende \"hygroskopische Nasensalbe\" herstellen:

Dextropur plv. 5,0
Menthol 0,1
Lanolin 3,0
Paraff. liq ad 50,0

Bei Dextropur muss ich auf Glucose monohydrat als Rezeptursubstanz (+Prüfzertifikat)ausweichen.
Und die Menge Glucose kann sich wahrscheinlich nicht im Wasser des Lanolin lösen.
Und jetzt kommen gaaanz viele Fragen:

1)MUSS es sich komplett lösen, oder soll es eben (ganz oder teilweise) suspendiert vorliegen? Wozu genau dient die Glucose,- um evtl. Feuchtigkeit aus der Atemluft aufzunehmen und zu binden? Inwelchem Zustand funktioniert sie  so, wie sie es soll, am Besten?
2)Wäre die Applikation solch einer Suspension für den Patienten akzeptabel, oder muss ich zur völligen Lösung der Glucose Wasser hinzufügen (und nachkonservieren mit Propylenglykol 20%)?
3)Wäre die dabei entstehende Emulsion stabil, bzw. durch leichtes Aufschütteln wenigstens zur Dosis-entnahme stabil? Oder gibt es eine geeignetere Grundlage als Lanolin (vielleicht auch eine Wasserfreie, aber Wasser-aufnehmende Grundlage? Oder einfach eine wasserfreie, wenn Glucose nicht gelöst werden MUSS)
5)Ist die Paraffin-menge nicht viel zu hoch (Aspirationsgefahr/Lipidpneumonie/Granulombildung), wieviel mehr Lanolin müsste man stattdessen nehmen? (Faustregel oder einfach ausprobieren?)
6)Muss bei Wasserzugabe bei der Glucosemenge noch an eine Isotonisierung gedacht werden?

Ich wünsche allen ein schönes Wochenende!

Wolf

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Aw: Nasensalbe
« Antwort #1 am: 08. Dezember 2012, 11:21:34 »
Guten Morgen Frau Kurt,

zu Frage 1.)
Sie können entweder eine Suspensions- oder eine Lösungssalbe herstellen. Bei der Suspensionssalbe müßte Lanolin gegen Adeps Lanae ausgetauscht werden. Bei der Lösungssalbe müßte etwa 6 g Wasser zum Lösen der Glucose hinzugefügt werden.

zu Frage 2.)
Eine Nachkonservierung wäre ratsam, weil bei der Applikation der Nasensalbe Keime von der Schleimhaut an die Tubenöffnung gelangen können.

zu Frage 3.)
Flüssige W/O-Emulsionen auf der Basis von Wollwachs sind grundsätzlich nicht stabil. Deshalb benutzen die Hersteller von Körperemulsionen vom W/O-Typ ganz andere Emulgatoren, meistens feste mit flüssigen gemischt.
Ich habe schon vor einiger Zeit den Leiter des ZL-Labors gebeten, eine W/O-Emulsion für die Rezeptur zu entwickeln und ihm dazu eigene Formulierungsvorschläge gemacht.

zu Frage 4.) gibt es nicht

Zu Frage 5.)
Die Paraffin-Menge ist in der Tat viel zu hoch. Daher besteht eben auch - wie Sie ganz richtig festgestellt haben - Aspirationsgefahr, Lipidpneumonie, Granulombildung. Die Paraffin-Menge sollte zugunsten der Lanolin- oder Adeps Lanae - Menge so reduziert werden, bis eine halbfeste Konsistenz resultiert. Ich denke, dass ana partes - Verhältnisse zu einem befriedigenden Ergebnis führen werden.

zu Frage 6.)
An Isotonisierung brauchen Sie nicht zu denken. Es soll wahrscheinlich durch die hypertone Lösung der Glucose oder die suspendierte Glucose ein Reiz auf die trockene Schleimhaut ausgeübt werden, um so die Schleimproduktion anzuregen.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende im Schnee. Hier liegt reichlich Schnee und die Sonne scheint. Und gleich beginnt mein Notdienst.

G. Wolf

Aylin Kurt

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Aw: Nasensalbe
« Antwort #2 am: 08. Dezember 2012, 14:25:36 »
Hallo!

Notdienst bei dem schönen Wetter, mein herzliches Beileid  :S
Ich danke Ihnen für die ausführliche Antwort, Herr Wolf.

Welche Formulierungen Sie dem NRF vorgeschlagen haben, würde mich schon sehr interessieren!
Aber mit der Hilfe Ihrer Informationen bin ich ja jetzt schon auf der sicheren Seite:
Am Montag morgen werde ich den Arzt mal fragen, ob ich statt Lanolin das Adeps lanae nehmen
und dessen Anteil zugunsten der Konsistenz erhöhen darf.
Das Propylenglykol kann ich mir doch dann in der wasserfreien Zubereitung sparen, nicht?

Wünsche Ihnen noch ein schönes Rest-Wochenende und glatteis-freie Straßen,
Frau Kurt, die nicht bis 4 zählen kann... :oops:

Wolf

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Aw: Nasensalbe
« Antwort #3 am: 08. Dezember 2012, 18:24:15 »
Hallo, Frau Kurt,

vielen Dank für Ihr Mitgefühl.
Trösten Sie sich, es soll ja auch Leute geben, die nicht einmal bis 3 zählen können. Da ist doch die Frau Kurt ein ganzes Stück weiter voraus.
 
Mein Formulierungsvorschlag für eine W/O - Lotion basiert auf einem Emulgator, der erst einmal im DAC noch monographiert werden müßte. Immerhin ist mir dies schon mit einem Zuckertensid-O/W-Emulgator Mitte letzten Jahres gelungen. Vielleicht klappt es noch einmal. Warten wir es ab.
Natürlich brauchen Sie das Propylenglycol in einer wasserfreien Zubereitung nicht.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Gespräch mit dem Arzt. Ein Tipp noch: versuchen Sie nicht, ihn während, sondern nach der Sprechstunde ans Telefon zu bekommen. Derzeit fühlen sich nämlich viele Ärzte durch die Flut von Anrufen von Apotheken regelrecht genervt.

Viel Grüße aus einer verschneiten Grafschaft und einen schönen Abend am Kamin

G. Wolf

Aylin Kurt

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Aw: Nasensalbe
« Antwort #4 am: 09. Dezember 2012, 06:42:11 »
Guten Morgen, Herr Wolf.
Hoffentlich hatten Sie einen entspannten Notdienst.
Ich wollte Ihnen jetzt nämlich doch noch eine letzte Frage zu dem Thema stellen. :whistle:
 
4.)(!) Wenn die Glucose sowohl suspendiert als auch gelöst ihr Werk verrichtet,
warum ist der sowohl-als-auch-Zustand im Lanolin eigentlich nicht empfehlenswert?
Kommt es hierbei zu Rekristallisation/Kristallwachstum?

Und... Meinen Sie, ich sollte morgen(nach der Einarbeitung in Adeps lanae)noch die Salbenmühle anwerfen?

Einen schönen Sonntagmorgen wünscht
Frau Kurt

Wolf

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Aw: Nasensalbe
« Antwort #5 am: 10. Dezember 2012, 07:51:37 »
Guten Morgen Frau Kurt,

wenn man 2mal in der Nacht aus dem Bett geworfen wird, kann man sicher nicht von einem entspanntem Notdient reden.

zu Frage 4.)
Der Wasseranteil im Lanolin reicht nicht aus, um die Glucose zu lösen. Es könnte allenfalls eine übersättigte Lösung entstehen, aus der später die Glucose rekristalliseren wird.

Wenn Sie zum Pulverisieren der Glucose Ihre natürlich nicht vorhandenen 2 Zentner in den Porzellanmörser mit noch rauher Innenwandung \"geworfen\" haben, erübrigt sich der Gang über die Salbenmühle. Gewißheit über die erzielte Teilchengröße können Sie gewinnen, wenn Sie eine Salbenprobe über das Grindometer (vielleicht ein Weihnachtsgeschenk des Chefs an die Rezeptur) abziehen.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die neue Woche.

G. Wolf